Kai-Uwe Götz
Fotografie  und Lyrik 


31.10.2024

KI

Sie ist überall, jeder redet über sie, sie wird als die Allheilbringerin gesehen oder sie wird als die allergrößte Gefahr für die Menschheit empfunden. Doch bei allen Diskussionen über sie borden die Emotionen regelrecht über und Objektivität sowie Konstruktivität fehlen meistens völlig.

Die KI ist in der Welt und sie lässt sich nicht mehr ungeschehen machen, die Büchse der Pandora ist nun mal geöffnet. Wir können deswegen nicht den Kopf in den Sand stecken, sonst wird dieser Sand sehr schnell auch unser Grab sein. Es ist naiv die KI rundweg abzulehnen, denn wir alle nutzen sie ja doch direkt oder indirekt mit unserem Wissen und sehr oft auch ohne unseren Wissen. Und ja, ich benutze auch KI, denn es gibt keine halbwegs gute Bildbearbeitungssoftware die nicht KI einsetzt, sei es Lightroom, Photoshop, Gimp, Luminar usw. Also ja – ich nutze sie auch. Und ich bekenne: mit ihrer Hilfe habe ich schon das eine oder andere störende Objekt aus meinen Fotos entfernt. Natürlich versuche ich schon bei der Entstehung des Fotos auf alles zu achten was stört und was zum Gelingen eines wirklich guten Fotos beiträgt. Sei es Perspektive, Belichtung u.v.a. Dieser Einsatz ist einfach meine Art von Verständnis für das Fotografieren. Und so brauche ich auch keine größere Manipulationen an meinen Fotos zu tätigen. Meist beschränken sie sich auf etwas Erhöhung des Kontrasts und etwas Regulierung der Lichter und Tiefen.

Ein Bild, denn ein Foto ist es ja per se nun mal nicht, was zu 100% aus KI entstanden ist, macht auf mich einen emotionslosen Eindruck. Und ein Bild was vortäuscht ein Foto zu sein und das ohne jegliche erkennbare Emotionen, ist für mich einfach nur langweilig. Ich sehe nur die 1 und 0 aus die solche “Schöpfung“ besteht. Ein Akt oder Portrait, kreiert mit Hilfe der KI, kann niemals das Wunder und die Geheimnisse eines realen Menschen darstellen. Die Emotionen – ja auch tiefe Abgründe die ich als Fotograf erforschen, ausloten und mich mit all meinen Sinnen hingeben möchte —— das geht der KI völlig ab.

Oder die Neugierde, die gespannte Erwartung, die 100%tige Aufmerksamkeit, alle Sinne angespannt, wenn ich einen Lost Places erforsche. Die Gerüche, der rieselnde Staub, in der Dunkelheit der unterirdischen Räume vor jedem Schritt das Ertasten der Bodenbeschaffenheit, das Sehen und Erleben, wenn die Taschenlampe das Dunkel durchschneidet, manchmal auch ein heftiges Erschrecken bei etwas völlig Unerwartbaren aber auch die Freude bei der Entdeckung eines besonderen Motives —— das geht der KI völlig ab.

Das sich Erarbeiten des Motivs, das Spiel mit dem Licht, sich das Motiv im wahrsten Sinne zu erlaufen, erklettern, erkriechen immer wieder neue Perspektiven auszuprobieren, die gesamte Klavitatur der Kamera einzusetzen in Kombination der verschiedenen Objektive und dabei regelrecht ins Schwitzen zu kommen und die Zeit völlig dabei zu vergessen, weil man im Flow ist —— das geht der KI völlig ab.

Das Planen eines Studioshooting, die vorhergehende Recherche, das Kombinieren von Gegenständen vor sich wechselnden Hintergrund, das Spiel mit der Beleuchtung, die Wahl der Objektive, das Spiel mit der Tiefenschärfe, das Kreieren eines geschmackvollen Bokehs – und das alles in einem harmonischen Ganzen zu vereinen – zu einem Bild was uns nach Stunden der Arbeit zutiefst befriedigt, weil wir es tief in uns spüren das uns DAS Bild gelungen ist, welches wir in unsere Vorstellung schon so lange vorher gesehen haben und dann die Freude darüber, wenn uns der Fine Art Ausdruck gelungen ist —— das geht der KI völlig ab.

Die körperliche Anstrengung, Schweiß und Schmerz, Frustration und Freude, das Eintauchen in den Flow und die tiefe Befriedigung, das unumstößliche – ja schon körperliches Wissen, wenn mir der Treffer nach harter Arbeit gelungen ist und all das will ich in meiner Fotografie erleben, mit allen Tiefen und Höhen, physisch und psychisch —— das geht der KI völlig ab.

Ich habe keine Angst davor das KI generierte Bilder besser sind als meine Fotografien oder dass die Betrachter so empfinden. Ich fotografiere nicht um bessere Fotos als andere Fotografen zu machen. Ich fotografiere, weil ich etwas erschaffen will. Ich will den Prozess des Schaffens mit all meinen Sinnen erleben und durchleben, mit all seinen Frustrationen bis hin zum erfüllenden Glücksgefühl.

Es ist mir aber auch bewusst, dass die KI massiv in unser aller Leben eingreifen wird. Sie wird Millionen von Arbeitsplätzen vernichten. Dadurch wird die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter auseinandergehen und irgendwann kann es dadurch zu sozialen Unruhen kommen. Durch die KI werden wir immer weniger zwischen Wahrheit und Fake unterscheiden können. Waffen mit KI, die selbstständig ihre Ziele auswählen, können außer Kontrolle geraten und dadurch Kriege auslösen. Durch die KI wird die Menschheit schlapp und faul, lernt weniger oder verlernt viel. Ich erinnere nur an das Navi. Jeder besitzt eines und fast keiner kann sich mehr mittels einer Landkarte orientieren, geschweige denn nach der Sonne oder den Sternen.

Die KI hat sich de facto schon jetzt verselbstständigt und lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Es ist ein schleichender Prozess und wir werden es wohl gar nicht oder viel zu spät mitbekommen, wenn wir vollends die Kontrolle über die KI verlieren denn sie wird ohne jegliches Hinterfragen hemmungslos eingesetzt überall, vor allem bei den meisten Politikern, wird sie unkritisch als Allheilmittel gepriesen. Sie verführt uns mit ihren grenzenlosen Möglichkeiten und es wird nicht mehr lange dauern, bis die Welt völlig abhängig von der KI ist. Neugierde und Entdeckerdrang wird uns verloren gehen, weil die KI uns ja mit allem versorgt. Bequemlichkeit wird sich immer mehr breit machen und die Folge ist das wir jegliche Widerstandskraft verlieren. Physisch und Psychisch.

Neben allen Bedrohungen für unser Dasein befürchte ich das gerade die KI der Anfang von unserem Ende ist …

In diesem Sinne …
Kai-Uwe

Admin - 14:03:17 | Kommentar hinzufügen