Kai-Uwe Götz
Fotografie  und Lyrik 

Selbsterkenntnis


Sammelnd

Die Kräfte

Meines Blutes

Folge ich

Dem Strom

Meines Herzens

In die

Tiefsten Höhlen

Meines Seins

Und male

Die Bilder

Meiner Sehnsucht

An die Wände

Meiner Seele

copyright by Kai-Uwe Götz



Last Generation


Eines malt in Blut

Rote Phantasien des Alptraumes

Ein anderes zertritt

Reagenzgläser des Lebens

Ein drittes ist

Am Hass erstickt

Das nächste verreckt

In einsamen Verstecken


Nur eines

wurde glücklich abgetrieben

copyright by Kai-Uwe Götz



Das lange Sterben


Du willst wissen was der Tod ist

Nichts weiß ein Mensch vom Tod

Aber vom Sterben kann ich dir erzählen

Vom Sterben, das im Alter beginnt

Leise, fast behutsam raubt es dir Alltägliches


Keine Milch mehr im Kaffee

Vergessen die Toilette zu spülen

Wie schalte ich das Fernsehprogramm um?


Das Sterben beginnt mit dem Sitzen, Liegen- ohne Müdigkeit

Begleitet von den Wiederholungen am Vormittag

Unterhalten von den Talkshows am Nachmittag

Noch vor den 20 Uhr Nachrichten schläfst du


Das Sterben findet vor dem Fenster statt

Stunde um Stunde schaust du hinaus

In ein Bild, in dem vielleicht nur ich nichts erkenne

Es schmerzt mich nicht, dich sterben zu sehen, es verwundert mich  


Ich frage mich ob du dich vermisst

Wie ist es, den Menschen zu verlieren, mit dem das Leben entstand?

Glaubst du das der Schmetterling seine Raupe vermisst?

Vielleicht bist du für dich immer noch du


Manchmal wieder das Kind

Das mit seinem Essen spielt

Manchmal die Dame

Die über ihrem Nachthemd ihren Pelzmantel trägt

Manchmal das junge Mädchen

Das verschmitzt über eine Bemerkung lächelt, ohne Zähne im Mund

Manchmal das Baby

Das in sein Bett nässt

Manchmal die Frau

Die ihren faltigen Körper schamhaft mit einem Handtuch umhüllt


Das Sterben dreht das Leben

Jetzt bringe ich dich ins Bett

Decke dich zu und schaue später noch mal nach dir

Wenn ich könnte würde ich dich zurückholen

Aber ich weiß nicht wohin du gehst

Zum Sinn des Lebens und des Sterben?

Ich möchte dir helfen diesen Weg zu gehen

Doch ob du das möchtest – das hast du vergessen

copyright by Kai-Uwe Götz



New Romantic


Schenken wir Glauben

Dem virtuellen Schein

Wir würden leben

In einer Welt wo

Mystik und Romantik

Wie ein Phönix neu erstehen


Göttinnen und Hexen

Sind wieder gefragte Wesen

Niemals zuvor

Ist Zärtlichkeit so offensichtlich

Der Kampf der Geschlechter

Nur noch ein blasser Traum


In den Straßen jedoch

Gehetzte Frauen mit Kindern

Vereinzelte, schweigsame Männer

Jugendliche führen Kampfhunde

Mit den klingenden Namen

„Rammstein“ oder „Obskur“


Doch manchmal geschieht es

Ein Paar sich plötzlich küsst

Es grenzt an ein Wunder

Das sie noch stehen

Und nicht sterben

Von scharfen Blicken des Neides


Am Abend geht es dann zurück

In häusliche Einsamkeiten

Und im Rinnstein

Küsst sich im fahlen Laternenlicht

Ein öffentlich entsorgter Tampon

Mit einer leeren Schnapsflasche

copyright by Kai-Uwe Götz



In dir  


Du kennst mich und du fürchtest mich

In mancher Nacht besuche ich dich

Ich raube dir den sanften Schlaf

Mit meinen Gedanken spitz und scharf

Zerreiße ich dir deine Träume

In der Nacht da gehörst du mir

Denn ich bin das Böse in dir


Du siehst mein schreckliches Gesicht

Doch dein Gewissen schützt dich nicht

Es ist zu fein, es ist zu schwach

Mit meinen Händen kalt und hart

Umklammere ich dein Herz

In der Nacht da gehörst du mir

Denn ich bin das Böse in dir


Du gibst mir deinen Lebenssaft

Ich nehme ihn mir, er gibt mir Kraft

Du hältst nicht stand, ich bin zu stark

Mit meinem Inneren wüst und leer

Sauge ich sie ein, deine schöne Maske

In der Nacht da gehörst du mir

Denn ich bin das Böse in dir


Du flüchtest dich in guten Gedanken

Damit ich dir nicht schaden kann

Doch das hilft dir nur für kurze Zeit

Mit meinen Füßen schwer und groß

Zerstampfe ich deine Seelenruhe

In der Nacht da gehörst du mir

Denn ich bin das Böse in dir


Du liegst in deinem Bett allein

Kein Mensch will noch bei dir sein

Der deinen Schmerz zu lindern weiß

Mit meinen Lippen krank und heiß

Hauch ich den Todeskuss dir ein

In der Nacht da gehörst du mir

Denn ich bin das Böse in dir


Du brauchst mich doch, ich kenne dich

Liebst du mich, verabscheust du dich

Diese Fessel lässt dich nicht los

Mit meinem Körper fest und groß

Verschlinge ich dich, gebäre mich

In der Nacht da gehörst du mir

Denn ich bin das Böse in dir

copyright by Kai-Uwe Götz